Stadtmagie – Teil 3

Lauschen

Manchmal, wenn man nach einer langen Nacht im Zwielicht nachhause schlendert, diesem Licht, das nicht mehr Nacht und noch nicht Morgen ist, wenn die Straßen ganz still sind, und man selbst irgendwo zwischen Wachen und Schlafen schwankt, mit allen Sinnen gefangen in diesem Schwebezustand, während die Füße den Weg allein finden, dann kann man aus mancher Hecke am Wegesrand leises Gelächter hören. Schon der leiseste Wind, der die Blätter rascheln lässt, kann es übertönen. Daher stehen die Chancen im Winter besser, wenn auch die Hecken kahl sind.

Am ehesten hört man es aus verwachsenen, knorrigen Hecken. Die lichten, gerade gewachsenen sind für die kleinen Leute nicht von Interesse. Sie ziehen die verschlungenen, wilden vor, die ihnen Abenteuer versprechen. Auf den dickeren Ästen wandeln sie zu zweit nebeneinander und erzählen einander von ihren Erlebnissen. Aber den Schlenderschritt halten sie nicht lange durch. Bald lockt ein höherer Ast, der sich windet und dreht und ins Dickicht führt. Sie schwingen sich mit einem beglückten Lachen hinauf, um diesen neuen Pfad zu erkunden. Es ist ein Lachen, das ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Ob man es nun bewusst hört oder nicht, man lächelt und spürt dieses kleine Glücksgefühl, wie das leise Ziehen einer wunderschönen Erinnerung.

Das Wichtigste: nicht stehenbleiben. Wenn man stehenbleibt und im Gewirr der Äste nach den kleinen Leuten späht, ziehen sie sich schneller als der Wind zurück. Stille fällt über alle Zweige. Sogar das eigene Lächeln flüchtet. Aber wenn man einfach nur lauscht und schlendert und lauscht, nimmt man das Lächeln mit nachhause.