Stadtmagie „Eine geheime Mission“, Teil 5

Vor der Tür zur Station stand ein Polizist, den sie nicht kannte. Natürlich. Kjara zwang sich zu einem Lächeln und erklärte ihm ruhig, dass sie umgehend zu den Komapatienten musste. Die Ungeduld kribbelte von innen gegen ihre Haut und wollte hinaus, wollte den Polizisten zur Seite stoßen, über den Gang rennen, alle, ohnehin unnötigen, Hygienevorschriften ignorieren und endlich, endlich die Wesenheit, die in ihrer Hand immer schwächer pulsierte, wieder mit ihrem Körper verbinden. Doch gleichgültig wie ruhig und vernünftig sie redete, der Polizist schüttelte den Kopf.

„Tut mir leid, ich kann Sie nur durchlassen, wenn Sie auf der Liste stehen.“ Er lächelte. Vollkommen desinteressiert. „Und Sie stehen nicht auf der Liste.“

Kjara hielt ein Fauchen zurück. Mit Mühe. „Wenn Sie so freundlich wären, Anne Peters anzurufen? Die wird Ihnen bestätigen, dass ich hier Zugang habe.“ Wenigstens mit der Faust gegen die Wand schlagen! Kjara hielt die Finger still. Lächeln. Atmen. Die dunkle Kugel pulsierte an ihren Fingerkuppen. Sie lauschte auf den schwachen Puls. Den musste sie beschützen. Sonst nichts.

„Das kann ich nicht tun.“

Sie könnte ihn mit einem Schlag vernichten. Ihn auslöschen, bevor er wieder den Kopf schütteln könnte. Er hatte ja keine Ahnung, wie leichtfertig er hier mit dem Tod spielte. Dem derjenigen, die er beschützen sollte. Seinem eigenen. Ihrem – wenn sie ihn wirklich umbrächte. „Bitte.“

„Sonderermittlerin Peters ist in einem Einsatz, in dem sie nicht gestört werden darf.“

Kjara drehte sich um und ging. Sie konzentrierte sich einzig und allein auf das Pulsieren der dunklen Kugel. Nichts anderes zählte. Sie hielt ein Leben in ihrer Hand, und das würde sie beschützen. Wenn ihr das gelungen war, konnte sie wieder an alles andere denken. Zum Beispiel daran, mit einem Mord davonzukommen.

Im Treppenhaus eilte sie ein Stockwerk höher. Hier stand niemand Wache. Leichtsinnig. Aber darüber würde sie sich bestimmt nicht beschweren.

 

… Fortsetzung folgt am: Mittwoch, 20.05.2015