Dystopie – unser Thema bei #PhantastischerMontag im März geht dem, was ich mir gerade vorgenommen habe komplett entgegen. Das Vorhaben heißt: Ich will ich einen positiveren Blick wagen, gerade beim Schreiben. Und Dystopien tun das genaue Gegenteil. Sie führen unsere Gesellschaften, zumindest literarisch, an einen Abgrund und darüber hinaus, richten das Scheinwerferlicht auf globale Katastrophen, spitzen sie zu und stellen die Frage, was danach mit unseren Gesellschaften passiert. Wie das Wort schon sagt, bleibt da nicht viel Gutes übrig beim dystopischen Blick in die Zukunft.
Totale Überwachung, unbewohnbare, vergiftete Landschaften, Kriege, endgültige Übermacht der Konzerne, totalitäre Regimes, absoluter Sieg des Patriachats, Diktaturen – wer sich nicht anpasst, wird ausgegrenzt, verfolgt, weggesperrt, „umerzogen“, gefoltert, getötet. Vieles davon scheint heute längst nicht mehr Science Fiction, denn Elemente davon, die Möglichkeiten dazu, existieren bereits in unserer Gegenwart (bzw. wurden in der Vergangenheit schon umgesetzt) und werden auch genutzt.
Wir alle kennen vermutlich die Klassiker George Orwell „1984“, Aldous Huxley „Schöne neue Welt“, Philip K. Dick „Blade Runner“, Anthony Burgess „Clockwork Orange“, Margaret Atwood „Der Report der Magd“ und viele andere. Auch im Jugendbuch sind Dystopien nichts Neues: „Die Wolke“ von Gudrun Pausewang, „Die Tribute von Panem“ von Suzanne Collins (der erste Band erschien tatsächlich auch schon vor 15 Jahren!), die „Eleria-Reihe“ von Ursula Poznanski, „Die Bestimmung“ von Veronica Roth, um nur einige Beispiel zu nennen.
Da ist es schwer, Hoffnung zu wagen. Und doch finden sich auch in diesen Dystopien immer wieder Menschen, die sich nicht anpassen, die widerständig sind, die für eine andere Gesellschaft kämpfen, aufbegehren. Das führt zwar auch in der Literatur nicht immer zu einem Happy End, aber zumindest zu dem Gedanken, dass Widerstand eben nicht sinnlos ist. Widerstand – und sei es in noch so kleinen Gesten, Handlungen, Worten – bewahrt uns unsere Würde, unser Mitgefühl, unsere Hoffnung.
Und so stellen Dystopien auch immer wieder die Frage: Wie weit sind wir bereit für unsere Hoffnung zu gehen? Was wagen wir in scheinbar aussichtslosen Situationen? Und auch: Wenn wir in einer kaputten Gesellschaft aufwachsen und diese als Normalität akzeptiert haben, was braucht es, damit wir aufwachen? Und hinsehen? Und handeln?
Also, vielleicht doch nicht komplett hoffnungslos, diese Sache mit der Dystopie. Und als ich an meinem Bücherregal war, ist mir auch wieder „Wasteland“ (von Judith und Christian Vogt) in die Hände gefallen, für das ich in einer Rezension die Beschreibung „utopische Dystopie“ gelesen habe. Geht also.
Mal schauen, welche Beispiele die Kolleg:innen heute Abend zu unserem Booktalk auf Instagram mitbringen. Um 20 Uhr geht es los. Seid ihr dabei? Ich würde ja gern noch mehr Beispiele für utopische Dystopien sammeln!